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Mikrokosmos Natur - Teil 1

Pflanzen zeichnen mit dem Binokular

Ist dir schon einmal aufgefallen, was die Natur für wunderschöne Schätze im Miniaturformat zu bieten hat? 

In dieser Episode werden wir die mikroskopisch kleinen und außergewöhnlichen Details der Natur erkunden, die man mit Hilfe eines Binokulars sichtbar machen kann.

Ich nehme dich mit auf kreatives Unterfangen, das mit einem Wochenendkurs begann und damit endete, dass meine Zeichnung in der Online-Ausstellung “Beauty in the Detail” gezeigt wurde.

Ein Wochenende - ein Kurs

Es ist faszinierend, was man in der Natur finden kann, wenn man sich die Zeit nimmt und einen Blick auf die kleinsten Schmuckstücke in der Natur wirft, wie Flechten, Blattadern, Samen und vieles mehr.

Als ich von einem Kurs zum Thema wissenschaftliche Illustration erfuhr, bei dem man mit dem Mikroskop arbeiten würde, war ich vom Fleck weg begeistert. 

Zusammen mit einer lieben Freundin, die ebenfalls von den mikroskopisch kleinen Wundern der Natur fasziniert ist, entschied ich mich, tiefer einzutauchen in diese Art der Botanischen Kunst. 

Mit dem Binokular - ein völlig neues Werkzeug für uns.

An der Faber-Castell Akademie, unter der Anleitung unserer fabelhaften Kursleiterin Yasumin Lermer, begannen wir eine Reise, die meine Wahrnehmung der Natur und die Art, wie ich Kunst schaffe, für immer verändern sollte. 

Zuerst wurden wir mit dem Mikroskop, genauer gesagt dem Binokular, vertraut gemacht. Es dauerte eine bisschen, bis ich herausfand, wie das Binokular funktioniert und welche Einstellungen vorgenommen werden müssen, um effektiv damit arbeiten zu können, aber Yasumin war eine großartige Lehrerin und half uns bei allem. 

Sie brachte auch einige Objekte mit, wie Schwertlilien und andere Blumen, die wir genauer untersuchen konnten. Wir haben die Pflanzen mit Sezierwerkzeug präpariert und uns die winzigen Teile davon unter dem "Bino" - so nannte sie das Fernglas - genau angesehen. 

Wir haben dann die Pflanzenteile gemessen, uns Notizen gemacht was uns aufgefallen ist und im Anschluss kurze Skizzen angefertigt, um uns mit der Arbeit mit dem Binokular vertraut zu machen. 

Für uns war das wie ein Spielplatz, der fantastische Strukturen enthüllte, die das bloße Auge kaum erfassen konnte. 

Aber das Aufregendste war für uns, als wir unsere finalen Zeichenobjekte ausgesucht haben.

Die Auswahl des finalen Objektes

Wir hätten Vieles zeichnen könnte, wie so oft die Qual der Wahl. Wir wollten Samen zeichnen, soweit war uns schon klar. Nur wir hatten keine.

Dann kam uns die Idee im örtlichen Baumarkt nach Saatgut zu suchen. Und tatsächlich der Baumarkt bot eine Vielzahl von Samenpackungen, von den wir dann mehrere gekauft haben. 

Gemüsesamen, Blumensamen und Blühwiesenmischungen haben es in unseren Einkaufskorb geschafft. Am nächsten Tag haben wir dann das ganze Saatgut kurz unter dem Bino gesichtet - es waren natürlich alle auf ihre Art schön. 

Schließlich entschied sich meine Freundin für einen Ringelblumensamen, und mich hat ein Mangoldsamen total begeistert, da er mich an einen winzigen Planeten erinnert hat. 

Für mich ging es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr um die wissenschaftliche Darstellung; es ging darum, dass mir genau dieser Samen ins Auge gesprungen ist und ich ihn unbedingt zeichnen wollte.

Die ersten Arbeitsschritte

Was war nun also zu tun, um diesen kleinen Mangoldsamen in einer vergrößerten Zeichnung wiederzugeben?

Zu Beginn geht es darum, sich mit dem Objekt ausgiebig vertraut zu machen, d. h. den Samen aus jeder Perspektive betrachten und versuchen die Struktur zu verstehen bevor man sich für die entgültige Perspektive entscheidet, die man zeichnen möchte.

Um den Samen fest in einer Position zu halten, damit er nicht verrutschen, oder gar rollen kann, habe ich ihn auf einem kleinen Stück Knetradiergummi befestigt.

Das hat erstaunlich gut geklappt!

Da der kleine Samen einen recht komplexen Aufbau hat, musste ich mir ein Raster zur Hilfe nehmen. Dafür habe ich mit dem Skalpell einfach ein kleines Kreuz in den Knetradiergummi gedrückt. Das kannst du im ersten Bild unten gut erkennen.

Im zweiten Bild siehst du wie das ganze am Mikroskop ausgesehen hat und wie klein der Mangoldsamen tatsächlich war.

 Nachdem ich mir den Samen vermessen und mir die entsprechenden Notizen gemacht hatte, habe ich mir überlegt in welcher Größe ich die Zeichnung erstellen wollte, um dann die Maße entsprechend zu multiplizieren.

In meinem Fall war es eine 10-fache Vergrößerung.

In Bild Nummer 3 siehst du, dass ich auf meinem Skizzenpapier ebenfalls das Kreuz als Hilfe eingezeichnet habe und davon ausgehend dann die Formen erfasst habe.

Das geht gerade am Anfang nicht ohne radieren, neu messen und wieder zeichnen. Es dauert also eine zeitlang bis die Skizze passt.

Zum Schluss habe ich mir noch Licht und Schatten bzw. die Tonwerte grob einskizziert.

Hier nochmal kurz eine Übersicht der einzelnen Schritte:

  • Das Objekt aus jeder Perspektive betrachten, 

  • die schönste Perspektive für das Objekt finden, 

  • das Objekt fixieren, damit es an Ort und Stelle bleibt, 

  • ein Raster zur Orientierung einzeichnen, 

  • das Objekt vermessen, 

  • das Raster auf Skizzenpapier übertragen

  • die Messungen multiplizieren, 

  • eine Vorzeichnung erstellen, 

  • Konturen, Lichter und Schatten für das spätere Kunstwerk festhalten. 

Diese Vorskizze war dann die Grundlage für meine finalen botanische Zeichnung. 

Ich bin mit Ach und Krach gerade so fertig geworden mit meiner Skizze als das Workshop-Wochenende leider auch schon wieder vorbei war.

Ich sollte lieber sagen, Gott seid Dank bin ich gerade noch fertig geworden. Denn zu Hause hatte ich zu diesem Zeitpunkt selbst noch kein Binokular und hätte mich schwergetan eine Vorzeichnung zu erstellen.

Hier siehst du das Ergebnis meiner Vorskizze aus dem Workshop, links oben liegt der kleine Mangoldsamen auf dem Papier.

In der nächsten Folge werde ich dir erzählen, wie die Zeichnung zu Hause ohne Binokular und ohne weitere Anleitung durch Yasumin lief, wie ich mich entschied, was als Nächstes zu tun ist, und wie ich meinen kleinen Mangold Planeten fertiggestellt habe.

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