Künstlerpapiere für Botanische Malerei
Das richtige Papier für sich und die Aquarellmalerei zu finden, kann zu Beginn sehr überwältigend sein. Es gibt so viele Hersteller, Produktlinien und Oberflächenstrukturen.
Und überhaupt, was sollen mir die Angaben von gsm oder g/m² eigentlich sagen?
Dieser Artikel soll dir mehr Klarheit darüber verschaffen, welche Optionen du hast, was die unterschiedlichen Angaben bedeuten und dich dabei unterstützen, herauszufinden, welches Papier für deine Bedürfnisse am besten in Frage kommt.
Hierfür gebe ich dir zu Beginn Tipps, auf welche Eigenschaften du achten und wert legen solltest, bevor ich dir weiter unten im Text einige bewährte, und auch von mir genutzte Papiere vorstelle.
Eigenschaften des Papiers
1. Bestandteile
Es gibt Papiere aus verschiedenen Materialien, zum Beispiel aus Bambus, diese haben sich bisher in der botanischen Kunst nicht durchgesetzt und ich habe selbst bisher auch keines gefunden, das ich als geeignet einstufen würde.
Für die botanische Malerei haben sich bis heute Papiere aus 100% Hadern bzw. Baumwolle als die beste Variante bewährt.
Die Farben bleiben sehr gut auf der Oberfläche und werden nicht vom Papier aufgesaugt, was sie sehr brilliant bleiben lässt. Man kann sehr präzise darauf arbeiten und auch sehr gut Korrekturen vornehmen.
Diese Papiere sind dazu noch sehr langlebig und daher ideal für hochwertige Arbeiten.
Achte darauf, dass auf der Verpackung der Vermerk "säurefrei" oder "pH-neutral" steht, das ist entscheidend dafür, dass das Papier alterungsbeständig ist und im Laufe der Zeit nicht vergilbt oder sich zersetzt.
2. Papiergewicht oder Grammatur
Gsm oder g/m²: Diese Abkürzung bezeichnet das Gewicht des Papiers pro Quadratmeter.
Du findest auch häufig das Kürzel “lb”, welches die Angabe des Gewichtes in Pfund nennt.
Für Aquarellarbeiten empfehle ich mindestens 300 g/m², oder 140 lb., da es Wasser sehr gut aufnehmen kann ohne sich sofort zu wellen.
Und es ist dick genug, sodass man kleinere Ausbesserungen vornehmen kann, ohne dem Papier übermäßig zu schaden.
Solltest du sehr nass arbeiten und mit diesem Papiergewicht nicht zurechtkommen, kannst du auch schwereres Papier nutzen, z. B. 640 g/m².
Oftmals gibt es dasselbe Papiermodell auch in verschiedenen Gewichten.
3. Oberfläche/Körnung
Bei der Oberfläche, auch Körnung genannt, unterscheidet man zwischen 3 Arten:
Satiniert, HP (hot pressed bzw. heiß gepresst)
Feinkorn CP (cold pressed)/NOT, Feinkorn
Rau, Grobkorn, Torchon
Keine Frage, alle Papieroberflächen haben ihre Vorzüge und machen Spaß. Und auch auf gröberen Papieren lassen sich tolle Effekte kreieren.
Bei der detailgetreuen, sehr genauen botanischen Malerei kommt es allerdings darauf an, dass du sehr sauber und kontrolliert arbeiten kannst.
Daher ist satiniertes oder auch heiß gepresstes (HP) Papier die erste Wahl. Es ist ausgesprochen glatt, wodurch man Farben und Linien äußerst präzise auftragen und eine besonders realistische Darstellung erreichen kann.
4. Leimung
Bei Papierblöcken, oder Pads, findest du eine weitere Angabe auf der Verpackung, die Art der Leimung.
Hier unterscheidet man zwei Varianten:
1-seitig: Das Papier ist nur an einer Seite verleimt, wie bei einem normalen Zeichenblock.
4-seitig: Das Papier ist auf jeder Seite verleimt und es muss umseitig vom Block gelöst werden.
Ist nun eine Leimung besser als die andere?
Das kommt auf deine bevorzugte Arbeitsweise an.
Der Vorteil bei der 4-seitigen Leimung ist natürlich, dass du es im Block belassen kannst bis dein Bild fertig ist. Dadurch, dass es auf 4 Seiten am Block anhaftet, kann es sich auch während dem Malen nicht zur sehr wellen.
Löst du dein Blatt lieber aus dem Block und befestigst es auf einer Malunterlage, wie einem Zeichenbrett, oder malst du vorwiegend eher trocken?
Dann kannst du ebenso gut die 1-seitige Leimung verwenden und dir auch ein bisschen Geld sparen.
Formate und ihre Vor- und Nachteile
Von der Leimung nun zu einem verwandten Thema, den Papierformaten.
Grob unterteilen können wir 4 gängige Angebote der Hersteller, die ich nachfolgend mit Vor- und Nachteilen aufzeige:
1. Loses Blatt bzw. Bogen
Vorteile:
in verschiedenen Größen erhältlich
Flexibilität in der Papiergröße und auch bzgl. Marke und Modell
geringe Kosten
Nachteile:
muss geschützt aufbewahrt werden
häufigerer Nachkauf erforderlich
ggf. Befestigung auf der Malunterlage mit einem Tape
2. Block bzw. Pad
Vorteile:
Einfach zu handhaben und bleibt je nach Leimung flach
Papier ist im Block geschützt und kann gut gelagert werden
Bedarf für mehrere Bilder gedeckt
Nachteile:
Nicht so flexibel wie lose Blätter
3. Rolle
Vorteile:
Formate können flexibel zugeschnitten werden
Auch großformatige Arbeiten möglich
Kosten pro qm am geringsten, daher bei hohem Verbrauch die preislich beste Variante
Lange Zeit kein Nachkauf erforderlich
Nachteile:
Benötigt Platz zum Lagern und Platz sowie Vorbereitung zum Zuschneiden
Höhere Investition in ein Papiermodell, man sollte sich mit dem Papier daher sicher sein
4. Skizzenbuch mit diversen Bindungen
Vorteile:
Praktisch für unterwegs
verschiedene Bindungen für verschiedene Bedürfnisse
Nachteile:
Manche Bindungen (z.B. Ringbindungen) können beim Zeichnen stören.
Es ist eher für Übungen und vorbereitende Arbeiten geeignet und man benötigt für Kunstwerke zusätzliches Papier
Das Papier des Skizzenbuches ist nicht immer in anderen Formaten erhältlich.
Das Papierverhalten ist ein anderes als bei dem jeweiligen finalen Papier
Weitere Infos zu Skizzenbüchern für Aquarell findest du hier.
Gängige Papiere in der Botanischen Malerei
Damit du nicht ganz von vorne mit der Suche beginnen musst, kannst du dich auch auf die Erfahrungswerte langjähriger botanischer Künstler berufen und dir eines der häufig genutzten Papiere ausprobieren.
Hier sind einige der beliebtesten Papiere, die in der botanischen Malerei häufig verwendet werden:
Fabriano Artistico Extra White, 100% Baumwolle, 300 g/m²
Arches Aquarell, 100% Baumwolle, 300 g/m²
Saunders Waterford Classic Watercolour Paper, High White, 100% Baumwolle, 300 g/m²
Tipps zum Testen von Papier
Im folgenden möchte ich dir gerne noch ein paar Tipps an die Hand geben, wenn du dich ganz neu mit der Auswahl deines Aquarellpapiers beschäftigst.
Denn gerade zu Beginn ist man extrem motiviert und leidet an einer Art FOMO, dass einem schon nach 2 Tagen das Papier ausgehen könnte. Zumindest ging es mir so…
Leider habe ich dadurch einiges an Geld in Papiere gesteckt, die ich nicht überzeugend fand und deren Blöcke in der Schublade darauf warten endlich mal wieder herausgeholt zu werden.
Dann doch lieber eine der folgenden Möglichkeiten nutzen:
Einzelner Bogen
Kaufe dir einen einzelnen Bogen, um das Papier auszutesten bevor du dir ein ganzes Pad oder gar eine ganze Rolle davon kaufst.
Kleines Pad
Nimm das kleinste Format einer Papiersorte. Damit kannst du mehrere Tests machen, gleichzeitig ist die Investition nicht ganz so erheblich.
Probepackungen
Viele Hersteller bieten Probepackungen mit verschiedenen Papiersorten an. Dies ist eine kostengünstige Möglichkeit, verschiedene Papiere auszuprobieren.
Musterkarten
Wenn du mehrere Papiere testen möchtest, erstelle dir Musterkarten (Swatch Cards), auf denen du kleine Tests mit verschiedenen Techniken machst. So kannst du die Papiereigenschaften besser vergleichen.
Was ich gerade ausprobiere
Du siehst, es gibt viele verschiedene Papiere, die du für die Botanische Malerei hernehmen kannst und ich habe selbst einige ausprobiert, um herauszufinden, welches Papier bzw. welche Papiere mir besonders gut liegen.
Aktuell teste ich das Aquarellpapier von Clairefontaine namens “Fontaine”. Das ist das Papier, aus welchem mein Lieblingsskizzenbuch gefertigt ist.
Hier entlang, falls du den Skizzenbuch-Artikel lesen möchtest.
Damit komme ich unheimlich gut zurecht und es wäre großartig, wenn ich es für meine Kunstwerke auch hernehmen könnte.
Es ist ein satiniertes Papier aus 100% Baumwolle, ist säurefrei und hat ein Gewicht von 300 g/m².
Mir gefällt außerdem der helle Weißton sehr gut und ich kann mir sehr gut vorstellen, es neben Aquarell auch für Graphit und Tinte zu benutzen.
Bisher lässt es sich großartig bearbeiten und hat eine unheimlich schöne Oberflächenstruktur.
Fazit
Das richtige Papier entscheidet maßgeblich das Ergebnis deiner Malerei und leider kann es auch oft zu herben Enttäuschungen führen, obwohl es weder an den richtigen Aquarellfarben noch an deinen Fähigkeiten mangelt.
Deswegen hoffe ich, dass dir dieser Beitrag dabei hilft, deinen persönlichen Aquarellpapier-Favoriten zu finden, mit dem du deine Kunstwerke erschaffen kannst.
“Trial and error” sind manchmal Teil der Reise, sei also nicht enttäuscht, wenn du ein paar Anläufe dafür brauchst.
Sei experimentierfreudig und finde heraus, welches Papier am besten zu deinem individuellen Stil und deiner bevorzugten Technik passt.
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